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Die Vielfalt des Ving Tsun und deren Meister

Das ist ein Artikel aus dem neuen, noch unveröffentlichten Buch von Sifu Stauner

Viele Ving Tsun - Stilisten halten an der veralteten Praxis fest, man kann nur einen Sifu haben. Meist aus dem Gedanken heraus, den Schüler möglichst lange an sich zu binden.

Doch ein Sifu ist ein Sifu und ein Lehrer ist ein Lehrer.

Warum kann man nicht bei anderen Sifus / Lehrern mitlernen um möglicherweise dessen Interpretation des Ving Tsun kennen zu lernen ohne gleich von irgendwelchen Alleskönnern verbal angegriffen zu werden ? In einer so globalen Welt wie sie jetzt existiert, denke ich, dass es normal ist, da zu lernen wo man glaubt mehr zu lernen, anders zu lernen, intensiver zu lernen oder schneller zu lernen etc. !

Ich habe bei vielen Ving Tsun - Lehrern gelernt und jeder hatte bzw. hat andere Ansichten und Übungsweisen bzw. hat seine Ving Tsun - Prinzipien anders interpretiert, da sie alle zu unterschiedlichen Perioden und Zeiten gelernt hatten und teilweise auch andere Lehrer hatten.

Jede dieser Interpretationen verwende ich nun selbst um sie meinen Schülern zugänglich zu machen, da nicht jeder Schüler mit der gleichen Ving Tsun - Sichtweise zurechtkommt.

Was meinen Schülern wiederum erspart ständig Neues suchen zu wollen und zu müssen.

Es ging hier nicht darum eine neue Kampfkunst zu erschaffen, sondern das alte der früheren Ving Tsun - Generation der älteren Meister zu bewahren bzw. wieder zu entdecken.

Denn, wenn es gegen Angreifer früherer Zeiten funktionierte, warum dann nicht auch gegen Angreifer heute. Die Menschen früher waren nicht anders als heute. Der Mensch ist heute noch so verletzlich wie vor 300 Jahren als Ving Tsun erfunden bzw. entwickelt wurde.

Manches war für mich praktikabel und nützlich, anderes eben wieder nicht.

Doch jeder dieser Meister (egal ob es K.R.Kernspecht, Gary Lam, W.Leuschner, Ng Chun Hong, Clive Potter oder deren Schüler Michael Till, Ernie Barrios, Peter Hsu, Alan Lau, Ah Kam, Adam Cope, Nick Forrer, etc. waren) hatte etwas, von dem ich lernen und es meinem Ving Tsun hinzufügen konnte. "Mein" Ving Tsun heißt nicht "neues" Ving Tsun. Ich habe nur bereits existierendes zu meinen vorhandenen Kenntnissen hinzugefügt und diese erweitert. Jede Interpretation meiner Lehrer / Meister trug entscheidend dazu bei mein Ving Tsun weiterentwickeln und für mich passend machen zu können.

Es gibt keine neuen Kampfkünste mehr.

Neue Namen in Hülle und Fülle, aber alles andere wie Technik, Taktik und Prinzipien etc. existiert ja bereits. Auch verteilt in anderen Kampfkünsten.

Aber weiter zur angesprochenen Vielfalt der Personen von denen ich lernen konnte.

Der eine war groß und kräftig (Sifu Kernspecht in früheren Jahren, Sifu Gary heute noch), während der andere im Gegensatz klein und schmächtig( Sibak Ng Chun Hong )war.

Jeder musste auf seine Weise eben sein Ving Tsun für sich anpassen und hat es dann dementsprechend so an mich weitergegeben.

Während sich bei einem Lehrer eine Technik oder ein Prinzip noch als Problem darstellte, löste es sich bei einem andern förmlich in Wohlgefallen auf.

Deshalb bin ich trotzdem noch bei meinem Sifu, auch wenn mich mein Sibak (Sifus älterer Kung Fu Bruder) ebenfalls als Schüler akzeptiert hat. Da sie zu unterschiedlichen Zeiten und Perioden von Leung Ting, Sunny Tang und Wong Shun Leung gelernt haben, haben sie auch andere Herangehensweisen und Interpretationen des Ving Tsun Kung Fu.

Was ist falsch daran von allen lernen zu wollen . Ein Kampfkünstler muss und sollte in der

Lage sein, seine Kunst immer zu verbessern bzw. sie zu perfektionieren.

Selbst in meiner Lehrzeit als Bäcker hatte ich das große Glück, gleich von fünf unterschiedlichen Bäckermeistern zu lernen, was sich in meiner Gesellenzeit enorm positiv auf mein Gehalt auswirkte. Was also kann falsch daran sein, sein Wissen und Können zu vermehren ?

Nun profitieren meine Schüler davon, dass ich früher wie heute immer den Wunsch hatte soviel als möglich über Ving Tsun Kung Fu zu erfahren und zu erlernen.

Heute trainiere ich mit allen ohne irgendeinen Gedanken daran zu verschwenden, er könnte ein Geheimnis von mir ergattern und vielleicht gegen mich einsetzen. Dieser Gedanke ist in der heutigen Zeit paranoid und schwachsinnig. Wenn mich jemand hintergehen wollte, würde er dies tun, egal wie viel oder wie wenig man ihm gezeigt hat.

Mein Rat an alle Ving Tsun - Enthusiasten, sucht euch einen guten Lehrer der euch die Möglichkeit gibt auch von anderen Meistern auf Seminaren usw. zu lernen und euer Ving Tsun wird das werden , was es sein sollte, die vielleicht beste Kampfkunst aller Zeiten.

Sucht euch einen Meister, der über den eigenen Tellerrand geschaut hat.

In jeder Berufssparte versucht man sich weiterzubilden. Warum dann nicht auch im Ving Tsun Kung Fu, wenn man es zum Beruf gemacht hat um zu lehren?

Ich denke man sollte, wenn man wirklich an Ving Tsun interessiert ist und die große Chance erhält , soviel lernen wie man nur kann. Erst dann kann man die Auswahl für sich selbst treffen und sagen, dieses oder jenes funktioniert wirklich oder auch nicht.

Nutzen sie die Vielfalt des Ving Tsun entweder durch verschiedene Meister oder durch einen Lehrer, der die unterschiedlichsten Interpretationen selbst kennen gelernt hat.

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